Mittelmeertief / VB-Wetterlage
Mittelmeertiefs (Vb-Tiefs) sorgen durch ergiebige Regenfälle in Mitteleuropa häufig für Überschwemmungen.
Allgemeies
Das Vb/a-Tief entsteht durch einen Kaltluftvorstoß über Frankreich in das westliche Mittelmeer, häufig in Verbindung mit einer Nordwestwetterlage, mit Bildung eines Tiefs im westlichen Mittelmeerraum, oder durch einen von England oder der Biskaya (Biscayatief) über Frankreich südwärts geschobenen Tiefkern (Va), der südlich der Alpen weiterzieht.
Liegt der Aktionskern über dem Mittelmeerraum, gleiten die dortigen feuchtwarmen oder über der Sahara überhitzten Luftmassen auf der (östlichen) Vorderseite des Tiefdruckgebietes auf die in Zentraleuropa der nördlicheren Zonen am Boden liegende Kaltluft auf (Aufgleiten von Südost), weil eine südliche Strömung mit hohen Lufttemperaturen viel Feuchtigkeit transportieren kann. Das führt zu teils langanhaltenden Niederschlagsphasen, die in Staubereichen an den Alpen und höheren Mittelgebirgen auch recht ergiebig sein können (Stauniederschläge), und Hochwässer oder abnorme Schneemengen mit Lawinengefahr verursachen. Im Raum des östlichen Mittelmeeres wird trockene, warme Saharaluft gegen Südosteuropa gesteuert und führt dort zu übersteigerter Wärme, das Windereignis wird Scirocco (Jugo) genannt: Vor der Frontlinie des heranziehenden Mittelmeertiefs können sich Saharastaub-Ereignisse bis auf Mitteleuropa ausweiten. Nördlich der Alpen begleiten abnormale Föhnereignisse die Mittelmeertiefs, wenn die Niederschläge an der Alpensüdseite abregnen.
Typologie der Mittelmeertiefs
Das Mittelmeertief gehört zu den klassischen Aktionszentren des europäischen Wettergeschehens.
Die Vb/c/d-Wetterlage wird in ihrer Frühphase meist Mittelmeertief genannt. Diese bilden nicht unbedingt eine ostwärts abziehende Bahn aus, sondern können auch im Raum um Italien herum zerfallen. Besonders die Endphasen der Vb/c-Lagen pumpen die Mittelmeertiefs über längeren Zeitraum große Feuchtigkeitsmengen nach Mitteleuropa.
Osteuropatief:
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Bei der Vb-Trajektorie handelt es sich um die einzige Zugbahn von Südwest nach Nordost über Mitteleuropa, sie führt typischerweise zu schweren Stauniederschlägen an Ostalpen, Karpaten und Erzgebirge und Überschwemmungen in den Einzugsgebieten von Donau, Elbe und auch Rhein.
Die beiden Entstehungsfälle der Mittelmeertiefs sind:
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zum einen ein Nordatlantiktief, das über die Biskaya und die Midi/Rhôneschneise zwischen Alpen und Pyrenäen, oder über die Iberische Halbinsel in das westliche Mittelmeer zieht
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oder ein Tiefkern, dass sich über dem Golfe du Lion oder dem Ligurischen Meer bildet, meist durch polaren Kaltlufteinbruch entlang des Rhônetals.
Auftreten
V-Lagen treten gewöhnlich im Frühjahr und Herbst auf, können aber prinzipiell zu jeder Jahreszeit vorkommen und gehören mit nur einigen wenigen Ereignissen pro Jahr zu den selteneren Großwetterlagen Europas (Jährlichkeit < 0,3). Die klimatologische Ursache für diese Ereignisse liegt in der geographischen Breite, in der die Aktionszentren vom Atlantik her Europa erreichen: Wenn sie etwa auf Höhe des Alpenbogens oder südlich davon eintreffen, können sie bei tendenziell südweisender Frontalzone die Mittelmeer-Route davon einschlagen. Diese globale Wettersituation bleibt manchmal auch über etliche Wochen in etwa gleich, sodass dann auch ganze Serien von Mittelmeertiefs auftreten. Aufgrund der eintretenden Bodensättigung führt das zu einer ganzen Serie von Hochwässern oder bei Schneemassenereignissen durch starken Anstieg der Schneehöhen ohne Setzung und Verbindung zu großräumigen hochlawinösen Lagen.
Wetterphänomäne
Stauniederschläge:
Beim Elbhochwasser 2002 beispielsweise kam es zu extremen Stauniederschlägen am Erzgebirge, etwa in Zinnwald-Georgenfeld 312 mm in 24 Stunden. Solche Regenmengen führen lokal an den Oberläufen zu teils innerhalb von Stunden ansteigenden Flutwellen, und, bei großer Ausdehnung der Regenfront, an den großen Flüssen zu enormen Wassermassen. Da die reifen Vb- und c-Lagen meist wenig schnell ziehen oder gar stillstehen und permanent feuchtwarme Mittelmeerluft in den mitteleuropäischen Raum pumpen, bis sie zerfallen, können diese Starkniederschlagsereignisse auch etliche Tage andauern.
Ereignisse
Das zuletzt bekannte Vb(a)-Ereigniss fand Ende Mai/Anfang Juni 2013 durch die Tiefs Frederik/Günther statt. Eine abnorm ziehende und einige Tage ortsstabile Vb-Wetterlage sorgte vor allem zwischen Alpen und Erzgebirge sowie in Tschechien für tagelange heftige Regenfälle und Hochwasser, das örtlich die Ereignisse 2002 und 2005 übertraf. Dadurch resultierend wurde auch das Elbhochwasser 2013 verursacht, dessen Intensität diese von 2002, 2006 und 2011 übertraf. Viele Orte entlang der Elbe waren von der Katastrophe betroffen, unter anderem auch Breese und Wittenberge.
Quelle: Wikipedia